Blutfluss bei Fontan-Patienten

Anerkennung für Forschungsstudie

Die Fontan-Operation wird als Palliativoperation bei Patienten mit Einkammer-Herzen und in der Regel in zwei Schritten durchgeführt. Angewandt wird die Methode bei Herzen, die nur eine funktionell wirksame Herzkammer haben, in der sich sauerstoffarmes und -reiches Blut mischen, das aus dieser einen Kammer sowohl in den Körper- als auch in den Lungenkreislauf fließt – aus diesem Grund sind die betroffenen Kinder zumeist blau (zyanotisch). Durch die zwei OP-Schritte soll der gemeinsame Kreislauf, der eine hohe Belastung für die Herzkammer und somit für den Patienten darstellt, in zwei getrennte, in Serie geschaltete Kreisläufe umgewandelt werden.

Die Lunge hilft dem Herzen

Dr. Kai Thorsten Laser stellte unser Forschungsprojekt „Blutfluss bei Fontan-Patienten kürzlich bei der Jahrestagung der „Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie“ vor und erntete Begeisterung beim Fachpublikum.

Bei Patienten mit nur einer Herzhöhle und dem operativen Anschluss der großen Körpervenen an die Lunge, bei denen das Blut passiv in die Lunge fließt und nicht gepumpt wird (sog. Fontan-Zirkulation oder totale cavopulmonale Anastomose), stellt die Atmung den Hauptfaktor zur Aufrechterhaltung dieses passiven Blutflusses dar. Die Blutmenge, die das Herz in den Körper pumpen kann, entspricht der Menge, die passiv erst zur Lunge und dann zum Herzen fließt. Diese Blutmenge ist verantwortlich für die Belastungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Patienten. Folglich gibt der venöse Fluss in die Lunge einen Anhaltspunkt für die Stabilität des gesamten Kreislaufes. Die Blutmenge, die durch die Ein- und Ausatmung in die Lunge fließt, unterscheidet sich bei verschiedenen Fontan-Patienten stark.

Inhalt der Studie

Inhalt dieser Studie ist die Erfassung der Blutmenge und der Blutfluss-Geschwindigkeit, mit der das Blut aus dem Körper passiv zur Lunge fließt. Die Messung erfolgt in Echtzeit mit der strahlungsfreien, non-invasiven und völlig unschädlichen Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) in den großen Gefäßen. Gleichzeitig wird die Atmung erfasst und die Werte werden ebenfalls unter zeitweiser Sauerstoffgabe gemessen. Der Blutfluss, die Atmung (normal und intensiv) und die Sauerstoffgabe werden abhängig voneinander ausgewertet.

Genaue Messungen 

Die Besonderheit dieser Studie ist die sogenannte Echtzeit-Erfassung mit hoher zeitlicher Auflösung von bis zu 20 ms pro Aufnahme. Damit lässt sich der Blutfluss in Abhängigkeit zur Atmung messen, vermeintliche Behinderungen können erfasst und beurteilt werden. Entsteht hieraus der Verdacht auf einen Blutdruckunterschied zwischen den Lungengefäßen und den großen Körpervenen, welcher sich bei Anhalten negativ auswirkt, muss über eine Behandlung nachgedacht werden.

Strahlungsfrei, nicht-invasiv und unschädlich: das MRT-Gerät.

Ziel der Studie

Es ist zu erwarten, dass die sogenannten Fontan-Patienten von dieser speziellen Untersuchung profitieren, da die Informationen besser und präziser bestimmt und beurteilt werden können und so Patienten mit schlechter werdenden Kreislaufverhältnissen (sog. „failing“-Fontan) früher identifiziert und einer Behandlung (z.B. durch Intervention oder medikamentöse Therapie) zugeführt werden können.

„Untersuchung des respiratorischen Einflusses auf Schlagvolumina in herznahen großen Gefäßen bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern – am Beispiel von Patienten mit Fontan-Zirkulation – mittels Phasenkontrast-MRT“

Daten und Fakten

StandortKlinik für Angeborene Herzfehler/Kinderkardiologie (unter Leitung von Prof. Dr. Deniz Kececioglu, durchgeführt von Dr. Kai Thorsten Laser), Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
Laufzeit01. April 2014 - 31. März 2016
Kosten50.914,56 €